Alltagssituationen, von denen man die meisten schon mal erlebt hat:
- Wenn man im Reallife in einem Offline-Geschäft Beratung braucht, stellt man eine freundlich formulierte Frage an den Verkäufer – man kackt ihn nicht gleich blöd an, weil man die Margarine nicht gefunden hat.
- Wenn ein Bekannter beim Stammtisch fragt, ob jemand seine zwei Karten fürs Depeche Mode Konzert haben möchte, werden nicht mindestens 5 Anwesende auf ihn einfallen, wie sch***e er doch sei, weil er DM hört.
- Wenn man Bekannten Hochzeitsbilder zeigt, wird niemand ungefragt herausposaunen, dass man in dem roten Kleid wie eine Presswurst aussieht und es werden nicht zwei weitere darauf einstimmen und ergänzen, dass die Frisur ebenso unmöglich ist.
- Wenn man im Wartezimmer beim Tierarzt mitbekommt, dass die Sitznachbarin ihrer Katze nur Trockenfutter füttert, springt man nicht auf, nennt sie Tierquälerin und beleidigt sie als hirnlos und unverantwortlich.
- Wenn der Kommilitone beim Vortrag das Thema verfehlt, stehen nicht nicht 2 Zuhörer auf, um „Schatzi, Du gehörst wohl nicht an die Uni“ zu sagen.
Im Reallife gibt es ungeschriebene Höflichkeitsregeln. Man verhält sich in Situationen, in denen man nicht persönlich attackiert wurde, zunächst defensiv, hört zu, geht auf den Gegenüber ein und nimmt auf seine Gefühle Rücksicht, überlegt sich, was man sagen kann und was nicht – man pöbelt nicht unkontrolliert los. Gelegentlich denkt man sich seinen Teil, aber man hält die Klappe. Anständiges Verhalten in der Offlinewelt wurde uns von unseren Eltern im Rahmen dessen, was man gemeinhin als „Erziehung“ bezeichnet, beigebracht.
Im Internet ist das was ganz anderes. Leider sind nur die wenigsten von uns in der Lage, von dem Gelernten zu abstrahieren und auf die Onlinewelt anzuwenden. Eine intellektuelle Leistung, die eigentlich im Rahmen des Machbaren sein sollte, sind doch die meisten Affen zu ähnlichen Handlungen fähig, aber sie ist es nicht. Weiterlesen