Zur Halbzeit zwischen den Folgen werfen wir einen Blick zurück auf den Auftakt der aktuellen Game of Thrones Staffel. Wie viele Figuren sind gestorben? Gab es mehr Screentime für Brüste oder für Drachen? Und mit welchen neuen Charakteren wird Staffel 4 die hochzeitsbedingt doch arg reduzierte Besetzung wieder aufstocken?
Hinweis für Allergiker: Kann Spoiler für die gesamte Serie (und die Romane) bis zur aktuellen Folge enthalten. Spoilert KEINE Buchinhalte über die aktuelle Folge hinaus. In Unkenntnis und offener Missachtung der deutschen Übersetzung bleiben alle Orts-, Ordens- und Familiennamen Englisch.
Und wie jedes Frühjahr setzen wir uns hin, um uns von George R. R. Martins düsterer und gerade den aufrichtigen und ehrenhaften Helden gegenüber erfrischend unbarmherziger Fantasywelt kollektiv traumatisieren zu lassen. „Two Swords“ heißt die Episode, mit der wir in die Staffel einsteigen, und beginnt auch ganz subtil mit dem Schmieden der beiden titelgebenden Schwerter, von denen wir im weiteren Verlauf der Folge leider wenig zu sehen bekommen. Gefertigt werden sie aus dem eingeschmolzenen Großschwert „Ice“, das vorher Eddard Stark gehörte. Als Einstieg ist diese Szene durchaus gelungen, erinnert sie uns doch daran, dass das Haus Stark in den Augen der Welt ausgelöscht ist. Robb ist tot, Sansa Stark hat einen Lannister geheiratet und ist quasi annektiert, der Verbleib von Arya und Bran ist weitgehend geheim geblieben und nicht mal wir wissen, was inzwischen mit Rickon passiert. Übrigens: irre ich mich, oder ist dies das erste Mal gewesen, dass eine Sequenz vor dem Vorspann gezeigt wurde?
Der Rest der Folge ist ziemlich expositionslastig. Für den Staffelanfang ist das in Ordnung. Zwei neue Figuren werden eingeführt: Prinz Oberyn Martell, aka the Red Viper of Dorne, und seine Geliebte Ellaria Sand. Auf beide war ich sehr gespannt, schließlich hat Dorne sich als südlichste Region Westeros“ bislang aus allen Ereignissen rausgehalten und ist dem Zuschauer höchstens wegen seines guten Weins bekannt. Damit auch ohne Blick ins Buch jeder weiß, wie sich das Haus Martell in die Geschichte einfügt, muss Prinz Oberyn etwas ausführlicher über Zusammenhänge monologisieren, die eigentlich allen Figuren wohlbekannt sein dürften. Das hält die Story etwas auf, dafür erinnern wir uns jetzt, dass das Haus Martell seine Prinzessin Elia mit Prinz Rhaegar Targaryen, dem Sohn des wahnsinnigen Königs Aerys, verheiratet hatte, die diesem zwei Kinder gebar und nach der erfolgreichen Rebellion auf Befehl Tywin Lannisters vom „Mountain“ (ihr wisst schon, dem großen Bruder vom „Hound“) brutal ermordet wurde, um die Linie der Targaryens auszulöschen. Wem das zu kompliziert ist, der kann sich einfach merken, dass Prinz Oberyn – wie vermutlich inzwischen jeder Mensch in Westeros – mal eine Schwester hatte, die durch die Schuld der Lannisters ums Leben kam, und entsprechend schlecht auf unser blondgelocktes Königshaus zu sprechen ist. Da die sexuelle Freizügigkeit, mit der Oberyn und seine Geliebte Bordelle aufsuchen, bereits im Buch angesprochen wird, ist es nicht sonderlich überraschend, dass Tyrion die beiden in einer ansonsten eher sinnlosen Szene in einem Hurenhaus aufsuchen muss. Immerhin werden dabei beide Figuren als bisexuell etabliert, was vorher (glaube ich, korrigiert mich, wenn ich irre) auf keine anderen Figuren zutraf.
Kein neuer Charakter aber dafür neu gecastet ist Daario Naharis, Anführer der „Storm Crows“ und Gefolgsmann von Daenerys Targaryen. Aus dem feminin anmutenden Mann aus der letzten Staffel ist ein bärtiger Söldner geworden, der aussieht, als sei er geradewegs dem Roman entsprungen – allerdings dem falschen Kapitel, das an einem völlig anderen Ort spielt und NICHTS mit Daario Naharis zu tun hat. Ich bin sicher, Michiel Huisman – bekannt aus der hervorragenden Serie „Treme“ und scheinbar auch aus World War Z – wird seine Sache gut machen und ich werde mich mit ihm abfinden, aber die schillernde blaubärtige Gestalt mit golden bemaltem Schnurrbart, auf die das Buch uns hatte hoffen lassen, ist er wahrlich nicht. Die Sitte, dass Leute aus der Stadt Tyrosh sich Haare oder Bart bunt färben, scheint die Serie bislang allgemein ausgespart zu haben und ich beginne zu fürchten, dass wir auch auf grüne und violette Haarprachten bei Nebencharakteren verzichten müssen. Vermutlich ist die Herausforderung, derartiges Auftreten in den mittelalterlichen Grundton der Serie einzubetten, zu groß – schon meine Phantasie hatte damit gelegentlich einige Schwierigkeiten – , aber ich hätte gerne gesehen, wie sie es versuchen. Schade auch, dass wir damit einen weiteren klassisch männlichen Charakter im Cast haben, wo George R. R. Martin eigentlich für mehr Diversität gesorgt hatte – Daario Naharis hätte vom Typ her Jack Sparrow sein können und alles, was wir kriegen, ist ein weiterer Will Turner.
Ansonsten braucht die Story etwas, um in Gang zu kommen. Einen großen Auftakt gibt der Roman aber auch gerade nicht her, wir befinden uns schließlich gerade in der Mitte des dritten Bandes. Daenerys“ Drachen werden größer und sind genau so erfreulich, wie man es von ihnen erwartet. Jamie Lannister hat eine neue Frisur, die ihm überhaupt nicht steht. Vielleicht ist dass der Grund, dass weder sein Vater noch seine giftzüngige Schwester/Geliebte in dieser Folge ein gutes Haar (pun intended) an ihm lassen wollen. Leser des Buches können sich mit mir ja schonmal fragen, ob die Tatsache, dass Jamie bereits jetzt in King“s Landing angekommen ist, und nicht erst nach einem gewissen Ereignis, das noch in dieser Staffel mit Sicherheit stattfinden wird, die Handlung beeinflussen könnte. Tyrion entfremdet sich von Shae. Jon Snow ist zurück bei der Night“s Watch und warnt vor dem Angriff von Mance Rayders Armee. Brienne und die Tyrells sind prinzipiell vorhanden. Joffrey ist ein widerliches Stück Sch****, ganz wie von ihm erwartet. Achja, und Sansa trifft auf den ehemaligen Ritter Ser Dontos, dem sie zu Beginn der zweiten Staffel das Leben rettete und der sie nun dafür beschenkt.
Highlight ist eindeutig Aryas Plotline. Sie und der „Hound“ begegnen in einem Gasthaus den Männern, die sie und ihre Freunde vor Ewigkeiten gefangennamen und nach Harrenhall verschleppten. Hier kriegt Arya erstmals Gelegenheit, ihr abendliches Rachegebet selbst auszuführen und einen von ihnen zu töten. Ich war schon beim Lesen erstaunt, wie viel Genugtuung mir diese Stelle verschafft hat (tatsächlich tötet Arya im Buch den Tickler, der in der Serie schon längst tot ist, aber das macht keinen Unterschied), und die Serie steht dem in nichts zurück. Nach allem, was passiert ist, findet man, das Haus Stark darf ruhig auch mal etwas Rache nehmen. Aryas zufriedenes Lächeln, als sie mit dem „Hound“ und ihrem zurückgewonnenen Schwert „Needle“ davonreitet, gibt einem Recht.
Alles in allem war es ein guter Auftakt zur langerwarteten 4. Staffel und ließ wenig zu wünschen übrig. Und da die Folge sowohl nackte Brüste als auch Drachen (deren jeweilige Screentime übrigens beinahe identisch war, auch wenn das Kopf an Kopf Rennen dank der Bordell-Szene dieses Mal die Brüste gewinnen) als auch den Tod wenigstens einer namentlich bekannter Figur beinhaltete (bewundert übrigens die umwerfenden Fanarts zu diesem und allen anderen Toden hier) können wir uns zufriegen zurücklehnen in dem Wissen, dass sich zumindest in der Hinsicht nichts geändert hat.
Wart ihr zufrieden mit dem Beginn der neuen Staffel? Worauf freut ihr euch besonders? Welche Charaktere möchtet ihr als nächstes tot sehen? Hinterlasst Kommentare und verkürzt uns so die Wartezeit auf die nächste Folge. ;)