Bildbearbeitung – schrecklich schön oder schön schrecklich?

Dank Photoshop gilt im Netz mittlerweile die selbe Regel, die man vorher nur in der Statistik wiederfand: Traue keinem Foto, das du nicht selber bearbeitet hast!
Es ist zum Glück heutzutage ganz gut bekannt, dass Foto nicht gleich Foto ist und vor allem die Werbung und die Zeitschriften am Einsatz des beliebten Tools nicht sparen. Das Weltbild der Frau schien gerettet, nach der Offenbarung, dass so gut wie kein Model mehr „unbearbeitet“ abgedruckt wird. Niemand ist wirklich so „schlank“, „glatt“, „feinporig“, „langwimprig“, „großbusig“ usw..

Und der günstige Vorteil noch obendrauf, so aussehen kann heute jeder! Ohne Anstrengung, ohne teure Kosmetikprodukte. Man nehme nur ein paar Tutorials über Bildbearbeitung und schon hat man die Haut, die man sich immer gewünscht hat oder ein paar Cup-Größen obendrauf, von mir auch liebevoll der „Bruststempel“ genannt.

Wie das mit so unendlich vielen Möglichkeiten aber immer so ist, kann man es natürlich schnell übertreiben und das Ergebnis ist erschreckend und schön zugleich.

Ein sehr gutes Beispiel dafür ist diese junge Dame. Ich bin mir fast sicher, dass sie auch ohne viel Make-up und vor allem ohne so extrem viel Bildbearbeitung noch sehr hübsch wäre. Genauer gesagt finde ich sie auf den ersten Blick zwar schön wie ein Schmuckstück oder eine Puppe, aber gleichzeitig unmenschlich und unnatürlich. Diese krasse Form der Überzeichnung empfinde ich als gruselig und manche Bilder machen mir persönlich fast Angst. Vielleicht fände ich diese Frau ohne Bildbearbeitung sogar noch viel schöner.

Dahinter steht offensichtlich eine gewisse Vorstellung von Schönheit, die man durch Verwendung des PCs erreichen möchte. Frauen, die sich als „hässlich“ empfinden, können durch ein paar Klicks zumindest virtuell die Person sein, die sie gerne wären. Nichts gegen etwas Retusche hier und da. Wenn es allerdings an die gesamten Proportionen geht, jedem das Seine, aber es ist doch traurig, wenn offensichtlich schöne Frauen nach noch mehr Schönheit bis hin zur totalen Überzeichnung streben wollen/müssen.

Wer sich über die Macht von Photoshop Bearbeitungen noch kein so rechtes Bild machen kann, der sollte sich einmal diese Fake-Werbung, die das ganze Thema überspitzt karikiert, angucken.

Vorbilder?
Es stellt sich mir des weiteren die Frage, woher nehmen solche Frauen ihre Vorbilder nach denen sie sich modellieren? Ich schätze mal in der Realität ist eine solche Perfektion nicht zu finden. Dementsprechend sind es wahrscheinlich Ideale, die uns tagtäglich durch die Medien und Werbeindustrie vermittelt werden. Eine besonders krasse Form von Vorbildern lässt sich in Manga und Anime Figuren finden. Hier werden psychologische Mechansimen wie Kindchenschema und die Symmetrie des Gesichtes besonders häufig angewandt.

Kunst?
Bildbearbeitung ist andererseits sogar für viele Fotografen selbst schon eine Form der Kunst geworden. Auch hier teilen sich die Geister. Man möchte ja meinen, dass ein gutes Foto durch Können vor und hinter der Kamera entstehen müsste und nicht durch ein gutes (oder auch nicht so gutes, wie folgendes Bild zeigt) Händchen am PC. Auf der anderen Seite eröffnet die digitale Bildbearbeitung viele neue Möglichkeiten ein einfaches Foto z.B. so aussehen zu lassen, als befände man sich auf einer anderen Welt/ unter Wasser usw.. Der Kreativität sind praktisch keine Grenzen mehr gesetzt und viele der Ergebnisse sind künstlerisch durchaus wertvoll.
Mich hat das spontan an dieses Video erinnert. Es ist zwar schon etwas älter, aber der Trend hat sich seither nicht gebessert, sondern mit neuen technischen Möglichkeiten eher verschlimmert.

http://youtu.be/knEIM16NuPg

Wo uns das hinführt ist schwer abzusehen, aber früher oder später wird es schwierig diese Form der künstlichen Existenz aufrecht zu erhalten. Spätestens, wenn man Menschen im realen Leben treffen möchte, die einen aber nur „bearbeitet“ kennen. Mal ganz davon abgesehen was Kinder und Jugendlich von sich und ihrer Umgebung denken sollen, wenn ihnen jeden Tag solche Bilder begegnen. Es bleibt an sich nur zu hoffen, dass der Markt bald von so viel Perfektion übersättigt ist und der Trend sich zurück zu echten Menschen hin verändert. Back to the roots oder so.

Und um das Ganze nochmal zu verdeutlichen, habe ich hier ein Bevor und Danach Bild gefunden und es anschließend noch etwas überdramatisiert. Erschreckend, oder schön, mit Sicherheit ein anderer Mensch.

Welches der letzten drei Bilder empfindet ihr schließlich und endlich als schön?

(GlamGalz;
Oddee
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via
Kotaku)