Komplizierte Pläne, plötzliche Realitätseinbrüche und IMMERNOCH KEINE DRACHEN!!! Geeksisters rekapituliert „First of His Name“, eine Game of Thrones Folge
Wöchentliche Recaps schreiben hat einen großen Nachteil: Man kann nicht einfach aufhören, sie zu schreiben, nur weil in der Folge dieser Woche so schrecklich wenig passiert ist. Nicht, dass „First of His Name“ arm an wichtigen Ereignissen gewesen wäre, aber irgendwie war es nun die dritte Episode in Folge, die sich anfühlte wie ein langes Luftholen. Es steht immerhin zu hoffen, dass uns die Serie beim Ausatmen mit dem Staffelfinale alle von den Stühlen reißt, aber momentan fehlt etwas.
Das beginnt bereits damit, dass mit Tyrion die Figur, die den größten Unterhaltungswert hat, in dieser Woche keinen Auftritt hatte. Er sitzt nach wie vor im Kerker und wartet auf seine Verhandlung, während King’s Landing die Krönung seines Neffen Tommen zum neuen Herrscher der sieben Königreiche bejubelt. Auf die Zeremonie folgt ein von Cerseis Seite überraschend ehrliches Gespräch mit Margery Tyrell. Es ist tatsächlich sie, die das Gespräch in Richtung einer möglichen Hochzeit zwischen Margery und ihrem kostbaren Sohn lenkt. Dass Cersei scheinbar auf Kuschelkurs geht, während Margery mit großen unschuldigen Augen lügt, sie trauere immernoch um ihren geliebten Joffrey und habe noch nicht einen Gedanken an eine neue Verlobung verschwendet, verspricht für die zweite Staffelhälfte eine spannende Dynamik zwischen den beiden Figuren, die noch immer nicht in offener Opposition zueinander stehen. Beide sind Frauen, die in einer eigentlich männlich dominierten Gesellschaft um Machtpositionen ringen und beide sind daran gewöhnt, es sehr subtil und unterschwellig zu tun. Es scheint klar: Sollten sie sich nicht auf wundersame Weise doch noch verbünden steht uns ein Machtkampf bevor, und es fällt schwer zu sagen, wer daraus siegreich hervorgehen sollte.
Übrigens stellt sich heraus: Cersei hat offenbar keine andere Wahl, als ihren Sohn mit Margery zu verheiraten und die Bindung zur Familie Tyrell sogar noch weiter zu stärken, indem sie selbst Margerys Bruder Loras heiratet, denn die Lannisters sind – wer hätte das gedacht – pleite. Offenbar hat schon Robert Baratheon das Königreich ordentlich heruntergewirtschaftet und entsprechend hohe Kredite bei der Iron Bank in Braavos aufgenommen. Hinzu kommt, dass der Winter vor der Tür steht, und die Tyrells seit mehreren Staffeln bei der Verpflegung von King’s Landing helfen. Als eine Familie, deren Ruf eng mit ihrem Reichtum verflochten ist, sollten die Lannisters das besser nicht publik werden lassen…
Wer auf jeden Fall um die finanzielle Lage der Krone weiß – obwohl er es in dieser Folge nicht ansprach sollten wir uns darüber im Klaren sein, schließlich diente er jahrelang als Master of Coin – ist Littlefinger, der in der Zwischenzeit mit Sansa Stark das Vale of Arryn erreicht. Sansas Tante Lysa Arryn und ihr nervtötender Sohn Robin begrüßen sie freundlich und für einen Moment scheint es, als habe Sansa zum ersten Mal seit langem einen sicheren Ort erreicht. Für den Zuschauer gibt es allerdings erstmal eine schockierende… Ok, nein, nochmal von vorn: Für den Zuschauer mit wirklich gutem Gedächtnis gibt es eine schockierende Offenbarung: Es war Lysa Arryn, die aus Liebe zu Littlefinger aus dessen Geheiß hin ihren Mann Jon Arryn vergiftete. Littelfinger schürt den Hass zwischen Haus Stark und Haus Lannister also buchstäblich seit Jahren. Er ließ Jon Arryn ermorden, so dass Ned Stark dessen Posten als Hand of the King bekam, worauf Lysa ihrer Schwester schrieb und den Verdacht auf die Lannisters lenkte, worauf Catelyn Tyrion gefangennahm, worauf Jaime Ned Starks Leute tötete… ONE HELL OF A PLAN!!! Kann Littlefinger alle Ereignisse so vorhergesehen haben? Himmel, nein! Entsprechend schwer fällt es, sein genaues Motiv auszumachen. Wollte er Ned Stark aus dem Weg räumen, um sich zu rächen, weil er einsmals dessen Frau geliebt hatte? Hoffte er, nach Neds Tod Catelyn für sich gewinnen zu können? Möchte er einfach gerne Chaos stiften wo immer es geht? Man weiß es nicht. Immerhin ist die Frage „Wer hat Jon Arryn getötet?“ aus der ersten Staffel, die wir alle spätestens nach Roberts Tod vergessen hatten, plötzlich beantwortet.
Sansa, so stellt sich heraus, ist übrigens immernoch nciht in Sicherheit. „Attracting weirdos like a Stark girl“ sollte als Redensart fest in die englische Sprache eingehen. Nicht nur muss sie nachts ihrer Tante Lysa und Littlefinger beim Sex zuhören – die beiden sind zwar noch nicht verheiratet, aber so eilig es Lysa damit hat, der Beischlaf schein Vorrang zu haben – Lysa offanbart sich auch noch binnen kurzer Zeit als ebenso psychopathisch, wie wir sie von der ersten Staffel her in Erinnerung haben. Aus einem warmen Gespräch über die verstorbene Catelyn wird plötzlich ein Verhör, als die eifersüchtige Lysa vermutet, dass er nun deren Tochter nachstellt. Nur mit Mühe kann Sansa sie davon überzeugen, dass Littlefinger nicht an ihr interessiert ist, und auch wenn die Frage, wieso er sich überhaupt so sehr um das Mädchen sorgt, ungeklärt bleibt, lässt Lysa von ihr ab und verspricht, sie mit Robin zu verheiraten, sobald Tyrion tot und Sansa somit wieder frei ist. Eine zweifelhafte Ehre, um die man sie nicht unbedingt beneiden kann.
So wie Cersei sich vom Bild der reichen Lannisters und Sansa sich von der Hoffnung auf ein sicheres Leben bei ihrer Tante verabschieden muss, kann auch Daenerys Targaryen ihr Selbstbild als edle Befreierin der Sklaven nicht länger aufrechterhalten. Man kann also doch nicht von Stadt zu Stadt ziehen, alle Sklavenhalter erschlagen und erwarten, dass sich dort nach der Abreise die selbstständige Friede-Freude-Eierkuchen-Gesellschaft breitmacht, die ja die ganze Zeit nur von den paar bösen Herrschern am erblühen gehindert worden war. In Yunkai herrschen längst wieder Sklavenhalter und in Astapor scheint ein selbsternannter König die Terrorherrschaft nach der französischen Revolution nachzuspielen.