Mit „Mein kleines Pony“ habe ich schon als Kind gespielt. Nicht viel, aber ich hatte die eine oder andere Figur und ließ mir regelmäßig das dazugehörige Comic Heft kaufen (ich habe eben immer lieber gelesen als gespielt. Den ganzen Tag Ponyhaare zu kämmen ist eher was für Kinder mit Asperger-Syndrom. Außerdem verfilzten die immer). Das war damals, in den beschaulichen 80ern…
Man mag es kaum für möglich halten, aber die Ponys sind zurück. Vielleicht waren sie auch nie wirklich weg, aber jetzt sind sie jedenfalls so richtig zurück, ja, sie haben es sogar geschafft, zum Internet Phänomen zu avancieren. Große Sache, das.
Das Faszinierende daran ist, dass Mein kleines Pony oder, wie es jetzt häufiger genannt wird: My little Pony gar nicht mehr nur was für Kinder ist. Die Serie wird zu einem nicht unerheblichen Teil von Erwachsenen geschaut, die Shirts von Personen getragen, die längst berufstätig sind… und: Männer sind von den Ponys zahlenmäßig ebenso begeistert, wie Frauen. Woran liegt das? Kein Mann mag Hello Kitty, findet die Ponys aber großartig. WTF? Worin besteht der Unterschied zwischen MLP und HK?
Ich persönlich favorisiere nach wie vor die kleine Katze mit der eingeschränkten Mimik, die es schon seit 1974 gibt – aber wirklich begründen kann ich das nicht. Oder doch?
In den 80ern sahen die Ponys so aus:
Mir gefällt die Optik. Die Proportionen erscheinen weitestgehend sinnvoll, man erkennt, dass es sich um ein Pferd handelt, es sieht lieb und niedlich aus und lädt zum Spielen ein.
Auch die Spielfiguren machten einen guten Eindruck. Diese drei hier gehören Linda, die sich schon vor einigen Jahren, bevor die Ponys ihr Revival erlebten, die Seite http://www.meinkleinespony.com/ gesichert hat.
Hübsch, oder?
Was ist aus den Ponys heute geworden? Die neuen MLP sehen so aus:
Und die Spielfiguren so:
Möglicherweise liegt es an meiner frühkindlichen Prägung, dass ich die ‚modernen‘ Ponys einfach nur schrecklich finde, aber, meine Güte, sind die hässlich. Die Augen nehmen die Hälfte des Gesichts ein, die Körper sind zu klein, die Beine zu lang, die Schnauze erheblich verkürzt und zugespitzt… überhaupt sind diese Ponys so dünn. Da könnte ja nicht mal mehr Barbie drauf reiten. Ein Tribut an den Schlankheitswahn?… Klar, man hat das Kindchenschema rücksichtslos auf Kosten der Pferde-Optik durchgedrückt. Da wusste wohl jemand nicht, wann Schluss ist. Wenn ich nicht wüsste, dass das Ponys sein sollen, hätte ich diese Dinger für Phantasiekreaturen einer Dreijährigen gehalten. Aber das ist so ein typisches Ende 90er/Anfang 2000er Ding. Wenn man jetzt durch die bei Kindern beliebten Serien zappt, sehen die Figuren alle so aus, dünn, verzerrt und mit riesigen Augen. „Über-niedlich“ und durch die maßlose Übertreibung des Kindchenschemas ins Gegenteil verkehrt.
Ganz schlimm finde ich aber die Infos, die sich auf der Seite des Herstellers Hasbro finden. Dort heißt es:
Über die Serie:
„Du musst endlich aufhören, diese verstaubten alten Bücher zu lesen… Finde neue Freunde!“ Das sagt PRINZESSIN CELESTIA zu TWILIGHT SPARKLE. Sie ist zwar das intelligenteste Einhorn in EQUESTRIA, aber wenn es um Freundschaft geht, bekommt TWILIGHT SPARKLE ein „Mangelhaft“. Schließlich gibt es mehr im Leben eines jungen Ponys, als nur zu lernen. Also geht TWILIGHT SPARKLE nach PONYVILLE, um Freunde zu finden. Dort trifft sie fünf ganz besondere Ponys: PINKIE PIE, RAINBOW DASH, RARITY, FLUTTERSHY und APPLEJACK. Und jedes Pony hat eine andere Begabung: Humor, Treue, Großzügigkeit, Freundlichkeit und Ehrlichkeit. Bald erkennt TWILIGHT SPARKLE, dass sie ihr so viele Dinge zeigen können, die sie in Büchern niemals finden würde. Zusammen mit SPIKE, DEM DRACHEN und ihren neuen Freunden erlebt TWILIGHT SPARKLE spannende Abenteuer und lernt die kraftvollste Magie von allen kennen… die Magie der Freundschaft.“
Wowwowwow. Habe ich das jetzt richtig verstanden? Bücher sind böse? WTF? Das ist jetzt aber mal eine eher gewagte These. Ich fasse zusammen: Die aktuellen Nachwuchs-Erwachsenen sollen also, anstatt Bücher zu lesen, lieber mit ihren Freunden abhängen, die in ihren Wesenszügen so beschränkt sind, dass man ihnen jeweils lediglich eine positive Eigenschaft zusprechen kann? Das klingt mir sehr nach Tankstellentreff. Aber so lange sie im Knast zusammenhalten, ist ja alles super, gell ;)
Um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen, weshalb auch Männer auf die Ponys stehen: Es steckt wahrscheinlich rein gar nichts dahinter. Der Versuch, dies wissenschaftlich-psychologisch zu analysieren, wäre wohl schlichtweg haltlos. Die Ponys sind bloß ein weiteres, auf 4chan entstandenes Internetphänomen, das seine Kreise gezogen hat. Manchmal findet man ja gerade die Dinge am coolsten, bei denen alle anderen denken „Was für ein Sch***“, weil es Exklusivität und ein Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugt. Dies sind beides Dinge, die mE insbesondere für Geeks und Nerds von Relevanz sind: Wenn schon im Abseits stehen, dann aber richtig und das Beste draus machen, nicht wahr?
Mit Memen (oder heißt es Memes?) an sich kann ich mich sonst immer gut anfreunden (NYANCAT! <3), die Ponys bilden hier eine Ausnahme – weil ich eben weiß, wie sie früher waren und sie haben sich nun mal leider nicht zum Positiven verändert. Beim besten Willen, ich kann sie leider nicht mögen. Hello Kitty ist übrigens seit 38Jahren gleich geblieben ;) Dennoch: An dieser Stelle möchte ich alle Bronies grüßen, die mich kennen :)